„Ich habe keine Kondition“
Ich weiß, das klingt ziemlich reißerisch – so als wollte ich ein Weiterlesen provozieren. Doch ist das wirklich so? Ich behaupte wirklich oft von mir, keine Kondition zu habe und ernte meistens skeptische Blicke. Doch bei genauerer Betrachtung wird vielleicht doch klar, dass ich gar nicht so unrecht habe mit dieser Aussage.
Was ist Kondition eigentlich?
Wer sich nie damit auseinander gesetzt hat, was Kondition beinhaltet, bedenkt meistens nicht, was alles zu den sogenannten konditionellen Fähigkeiten gehört.
Zu den konditionellen Fähigkeiten gehören
Kraft: Also die Fähigkeit des neuromuskulären Systems, Widerstände zu überwinden, ihnen entgegenzuwirken oder sie zu halten.
Schnelligkeit: Also die Fähigkeit, in kürzester Zeit auf Reize zu reagieren und Handlungen im Sport mit höchstmöglicher Geschwindigkeit ausführen zu können.
Ausdauer: Also die Fähigkeit, die eine belastungsadäquaste Energieversorgung des Organismus sichert, die eine bestimmte Leistung trotz aufkommender Ermüdung – über einen längere Zeit aufrechterhalten lässt und anschließend eine rasche Erholung ermöglicht.
Beweglichkeit: Kurz gesagt die Fähigkeit zur Ausführung von Bewegungen mit großer Bewegungsamplitüde -also Bewegungsweite.
Die Beweglichkeit ist dabei als spezielle Voraussetzung für Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer betrachtet.
„Die konditionellen Fähigkeiten sind niemals Selbstzweck, sie sind immer Bestandteil einer sportlichen Zielsetzung, die im Verbund mit den anderen konditionellen Fähigkeiten und den jeweiligen sportartspezifischen Bewegungshandlungen ausgeprägt werden müssen.“
Es ist also ein Paket an relevanten Fähigkeiten. Es setzt nicht jede Sportart alle Fähigkeiten gleich voraus. Ein Sprinter, oder ein Gewichtheber benötig nicht die Ausdauer eines Marathonläufers. Doch weil man grob zwischen Schul-, Gesundheits-, Breiten,- und Leistungssport unterscheidet, und der Großteil der Bevölkerung vom Gesundheits-, und Breitensport dominiert wird, halte ich es für absolut relevant, alle Komponenten der Kondition bis zu einem gewissen Maß zu trainieren. Sämtliche koordinative Fähigkeiten profitieren überdies voneinander.
Alle Elemente, selbst die Schnelligkeit sind für den Alltag wichtig. Wenn du bei diesem Thema jetzt das Bild eines Sprinters vor Augen hast, liegst du jedoch falsch. Es gibt verschiedene Arten der Schnelligkeit. Antizipationsschnelligkeit ist beispielsweise beim Autofahren von Bedeutung, und auch diese profitiert von sportlichem Training. Dass Kraft im Alltag mehr als nur hilfreich ist, muss ich hier vermutlich nicht weiter ausführen 😉 Und auch nicht, dass Beweglichkeit hilfreich ist. Ansonsten könnte es schwierig werden, aus dem untersten Regal im Supermarkt etwas zu nehmen. Ausdauertraining beeinflusst die cardiovaskuläre Gesundheit und führt somit zu einem längeren Leben und auch zu einer besseren Regenerationsfähigkeit.
Es ist also die Mühe wert, eine allgemein gute Kondition zu haben.
….aber warm behaupte ich dann, keine gute Kondition zu haben? Weil ich die Ausdauer am wenigsten trainiere. Natürlich habe ich eine relativ gute Ausdauer, aber im Konstrukt der Kondition ist die Ausdauer meine schwächste Disziplin. Ohne meiner Spinning-Klassen und meinen leider viel zu seltenen Schwimmeinheiten – und den fast noch selteneren Läufen – würde ich vermutlich gar keine nennenswerte Ausdauer besitzen.
Wenn man also nun die Kondition als umfassende Fähigkeit betrachtet – vor allem im Breiten- und Gesundheitssport – ist es wichtig im Training auf jede einzelne Fähigkeiten einzugehen, um von allen Vorteilen des Sportes profitieren zu können.
Quelle: Angewandte Trainingslehre. Eine Expertise der Bundessportakademie.