Mein Yoga-Teachertraining in Goa/Indien
Als ich 2017 auf Koh Samui in Thailand Urlaub gemacht habe, habe ich in Puncto Yoga Blut geleckt. Die Klassen haben mir unglaublich gut gefallen. Als mir dort damals eine Werbung für eine Yogatrainer-Ausbildung in die Augen stach, die in der gleichen Schule stattfinden sollte, in der ich auch an den Stunden teilgenommen hatte, hätte ich am liebsten sofort gebucht.
Die Vernunft siegte und ich habe mich sehr genau erkundigt und auch bei Kolleginnen informiert, die bereits eine Yogatrainer-Ausbildung absolviert hatten. Schlussendlich entschied ich mich für eine Ausbildung in Indien. Ich wollte vorab schon mehr erfahren. Einen zufriedenstellenden Bericht darüber, wie es auf einer solchen Ausbildung läuft, habe ich im Internet aber nicht gefunden.
Weil diese 23 Tage in Indien (exklusive angehängtem Urlaub) eine so großartige Erfahrung gewesen sind und ich diese Erfahrung jedem von ganzem Herzen empfehlen kann – auch wenn man nicht den Plan hat, Yoga zu unterrichten – möchte ich dir hier genauer davon erzählen.
Das Yoga Teachertraining (YTT)
Auf Bookyogateachertraining habe ich die Schule gefunden, in der ich mein YTT absolvierte. Prinzipiell lässt sich sagen, dass man offiziell über die Yoga Alliance (diese zertifiziert nach deren offiziellen Standards) 500 Stunden, oder erst 200 und danach 300 Stunden absolvieren kann. Ich habe ein YTT mit 200 Stunden abgeschlossen.
Impfungen
Da ich bereits ein halbes Jahr zuvor in Asien gewesen bin, hatte ich schon einiges an Impfungen erledigt. Was für mich als absolute Hundeliebhaberin (und eigentlich auch abgesehen davon) wichtig gewesen ist, war die Tollwut-Impfung. Hier kannst du mehr über meine Schutzimpfungen der letzten Asien-Reise nachlesen.
Flug
Der Flug nach Indien war einer, bei dem ich für späteres Buchen von Flügen ein wenig für mich dazu gelernt habe. Vor allem bei langen Reisen (ich bin ca. 20 Stunden unterwegs gewesen und musste zwei Mal umsteigen) ist es besser, nicht allzu knausrig zu sein. Für den Flug hatte ich 600 Euro bezahlt, dafür hatte ich sowohl beim Hin-, als auch beim Rückflug jeweils einen sehr langen Aufenthalt. Auch die Route war ein bisschen umständlich: Heathrow – Mumbai – Goa. Nach Hause war es besser: Mumbai – Delhi – Wien.
Visum
Um in Indien einzureisen, ist ein Visum erforderlich. Dieses hängt von der Dauer des Aufenthaltes ab und ist leider mit relativ hohen Kosten verbunden. Für die Dauer von 60 Tagen habe ich für das Visum 106 Euro bezahlt. Das Beantragen ist online möglich, aber ein bisschen umständlich. Auch beim Aus- und Einreisen wurde sehr deutlich, dass die Beamten am Flughafen ihren Job wirklich (wirklich!) ernst nehmen. Die genaue Adresse der Yoga-Schule hatte ich beim Einreisen nicht parat, der Herr am Schalter war dann aber zum Glück gnädig. Beim Ausreisen wurde ich gefragt, was ich in Indien gemacht habe, was weniger nach Smalltalk klang, als nach einer Standardfrage. Zum Trost: Es gibt Länder, in die das Einreisen bedeutend umständlicher ist.
Transfer (in der Regel inkludiert)
Als nun endlich das Procedere am Flughafen abgewickelt war, ging ich direkt zum organisierten Transfer. Bei YTTrainings ist dieser für gewöhnlich inkludiert. Nichtsdestotrotz empfehle ich dir, genau nachzulesen, denn solltest du in die Situation kommen, auf eigene Faust zur Yoga-Schule gelangen zu müssen, ist es absolut relevant, diesen Weg gut zu planen (auch- oder gerade weil die öffentlichen Verkehrsmittel nicht besonders zuverlässig sein können).
Nach einer Fahrt von zirka 60 km für die Dauer von etwa 2 Stunden war ich schlussendlich in der Schule angekommen – komplett übermüdet und geschlaucht (großartige Straßenverhältnisse und viele Bumper).
Bei einem Willkommens-Frühstück konnte ich die ersten Teilnehmer kennenlernen. Da es Mai war, also kurz vorm Monsun und bereits sehr heiß, war es fast schon Off-Season. Das merkte man daran, dass wir wenige TeilnehmerInnen gewesen sind und auch die Bars langsam zumachten, da die Party-Urlauber nicht mehr dort gewesen sind. Wir bekamen dafür ein kostenloses Upgrade bei unseren Zimmern: Statt in einer kleinen Hütte zu wohnen, bekamen wir Zimmer mit Klimaanlagen (was wirklich kein Nachteil gewesen ist, auch wenn ich eigentlich kein Fan von ihnen bin). Auch die Qualität des Unterrichts profitierte von der geringen Teilnehmerzahl.
Für diese Aussicht nehme ich gerne eine Reise von 20 Stunden in Kauf.
Mein sehr bescheidener “Kleiderschrank”- mehr ist aber auch nicht notwenig. Der komplette Inhalt meines 12-kg Rucksacks hatte ausreichend Platz.
Und schon geht es los…
Ich bin am frühen Vormittag angekommen und hatte als erstes damit zu kämpfen munter zu bleiben, denn auf die Art konnte ich einen Jetlag vermeiden. Der erste Programmpunkt stand um 15:30 Uhr an: Die Eröffnungs-Zeremonie. Für solche Zeremonien ist der Dresscode für gewöhnlich weiß. Dass ich weiße Klamotten hätte einpacken sollen, habe ich überlesen, was aber kein Problem war. Ein paar weiße Kleidungsstücke zum Ausleihen sind zum Glück vorhanden gewesen. Für den restlichen Tag stand nur noch das Abendessen am Programm. Mehr wäre mir auch nicht zuzumuten gewesen.
Am nächsten Tag startete dann aber direkt das volle Programm: Vor allem die erste Woche war sehr intensiv, denn wir hatten jeden Tag jeweils 1,5 Stunden Vinyasa und Hatha-Yoga am Programm …und ich muss sagen, die Yogalehrer in Indien sind wirklich nicht zimperlich. Spätestens danach wusste ich, was anspruchsvolles Yoga ist.
Die Inhalte:
- Hatha Yoga: Ein sehr kräftigender Yoga-Stil.
- Ashtanga Vinyasa Yoga: Ist eher dynamischeres Yoga.
- Karma Yoga: Dies ist quasi selbstlose Arbeit. Wir haben die Shala (der Ort, an dem Yoga praktiziert wird) geputzt, Yoga-Blöcke bemalt, den Strand gereinigt,…
- Yoga Philosophie: Ich bin ein in keiner Weise esoterisch angehauchter Mensch, soviel vorweg. Doch die Ansichten eines Yogis beinhalten ein paar förderliche Aspekte für ein achtsames, gesundes Leben.
- Chanten: Ist quasi das Singen von Mantren.
- Pranayama: Hierbei handelt es sich um eine Vielzahl an Atemübungen.
- Meditationen: Wir haben einige Arten von Meditationen ausprobiert. Bei einigen Techniken war ich anfangs sehr skeptisch, doch ich habe sehr schnell beschlossen, offen dafür zu sein und es hat sich jedes Mal ausgezahlt.
- Ayurveda: Diese Lehre über Ernährung hat mich nicht wirklich begeistert. Aber das war nur ein kleiner Teil der Ausbildung und daher absolut zu verkraften. Am besten, du bildest dir eine eigene Meinung bei einem YTT. ; )
- Yoga Anatomie: Aufgrund meines Vorwissens war hier nicht wirklich viel Neues mit dabei. Trotzdem ist es ein wesentlicher Punkt, denn das Hintergrundwissen ist äußerst relevant, vor allem wenn man tatsächlich Yoga (oder einen anderen Sport) unterrichtet.
Aktiver Unterricht – so lernt man am besten : )
Alignement-Class: Theorie zur Praxis.
Indische Küche
Was soll ich sagen… I’m in love! Müsste ich mich für den Rest meines Lebens für die Küche einer Nation entscheiden, dann wäre es die indische. Curry, viel Gemüse, Naan (Brotfladen), Samosa, Reis als Beilage und noch so viel mehr, wofür ich sofort ins Flugzeug steigen würde!
Vor allem in der Yoga-Schule war das Essen sehr gut, es wurde jeden Tag frisch zubereitet und war grundsätzlich vegetarisch. Fleisch ist in Indien teuer und oft macht die Stromversorgung Probleme, was auch für die Lagerung von Fleisch und Milchprodukten ein großer Nachteil ist. Am Wochenende mussten wir uns selbst versorgen. Wir sind meistens gemeinsam essen gegangen. Die Preise in den Lokalen sind generell so niedrig, dass dies einfacher ist, als selbst etwas zu kochen.
Auffällig war, dass immer jemand aus der Gruppe nach dem Essen auswärts Probleme mit Durchfall bekommen hat. Aufgrund meiner Cholera-Schluckimpfung blieb mir das zum Glück erspart. In Indien ist es prinzipiell ratsam, Lebensmittel so zu konsumieren, dass sämtliche Erreger bereits abgestorben sind: Also gekocht oder frittiert, zum Beispiel. Auch wenn frittiert nicht das Optimum ist, Samosa genießen ist in Indien ein MUSS!
Das Essen in der Yoga-Schule
Der Thumbs up/ “Eat Pray Love”- Moment von Magda und mir. Noch süßer und pickiger kann ein Softdrink wirklich nicht sein – nicht mal für mich!
Das “Esszimmer” in der Yoga-Schule.
Die Abschluss-Zeremonie
ist der Eröffnungs-Zeremonie sehr ähnlich, nur wird statt Weiß ein Sari (die tradtionelle, indische Kleidung) getragen, welchen wir uns für 100 Rupies (umgerechnet 1,20 €) ausleihen konnten. Ich habe mir für 400 Rupies (zirka 4,80 €) einen eigenen gekauft. In der Abschluss-Zeremonie erhalten alle TeilnehmerInnen ihr Zertifikat. Die Shala wurde von uns TeilnehmerInnen mit Blüten dekoriert – bei der Eröffnungs-Zeremonie hatten wir die Shala bereits dekoriert aufgefunden.
Blüten kaufen für die Abschluss-Zeremonie
Karma-Yoga: Kreatives Dekorieren der Yoga Blöcke.
Arugmente, die dafür sprechen, ein Yoga-Teachertraining zu absolvieren:
- Das Essen ist abartig gut!
- Auch wenn du nicht unterrichten willst (ich war mir beim Buchen nicht sicher, ob ich tatsächlich Yoga unterrichten werde), ist es toll, die Positionen so genau kennenzulernen und mehr über die Hintergründe zu erfahren.
- Du kannst lange verreisen (auch wenn du durchgehend in der Schule bist), die Kosten bleiben aber übersichtlich.
- Für einen Langstreckenflug empfehle ich prinzipiell, längere Zeit zu verreisen, damit sich dieser rentiert. Bei 23 Tagen (ohne Urlaub dran zu hängen) zahlt sich eine solche Reise aus.
- Der geregelte Tagesablauf lässt definitiv keine Langeweile aufkommen.
- Du kannst dein Leben daheim aus der Ferne betrachten und reflektieren, ob alles so ist, wie es dir vorschwebt, du etwas ändern möchtest oder du kannst neue Strukturen aus der Schule in dein Leben mitnehmen und weiter integrieren.
- Alle TeilnehmerInnen (auch ich) sind emotional durch Höhen und Tiefen gegangen. Prinzipiell sind Reisen ein guter Weg, um sich selbst besser kennenzulernen. Beim YTT bist du (zirka) 23 Tage ohne Ablenkung mit dir selbst beschäftig. Sowohl physisch durch das Praktizieren, als auch psychisch aufgrund der vielen Meditationen.
- Für viele ist es mal eine neue Erfahrung: Breakfast in silence. Das bedeutet zwar nicht, dass ein Handyverbot herrscht, doch “Silence” bedeutet für mich persönlich, dass nicht kommuniziert wird. Also war für mich auch mein Mobiltelefon ein No-Go. Als Morgenmuffel war mir das sehr willkommen. Handy-Abstinenz hat ebenso gut getan.
- Du lernst Gleichgesinnte aus der ganzen Welt kennen. Zwei Kolleginnen habe ich bereits besucht: In Berlin und in Prag. Es waren auch TeilnehmerInnen aus Australien, Costa Rica, den USA, Süd Afrika und Belarus dabei.
- Wenn du offen dafür bist, wird dein Horizont erweitert und dein Ego kleiner!
Ein bisschen entspannen, bis der Unterricht beginnt.
Schattenspender in der Shala
Eating-out
Fazit
Ein YTT zu absolvieren, war eine wirklich gute Entscheidung. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich tatsächlich Yoga unterrichten würde, habe ich mich dafür entschieden, um auch weniger intensive Stunden (neben Spinning oder etwa DeepWork) unterrichten zu können, sobald ich selbstständig bin. Durch den stufenweisen Aufbau des Unterrichtens von einer Sequenz (wie zum Beispiel nur die Sonnengrüße, stehende oder etwa sitzenden Positionen) bis hin zum Unterrichten einer 90-Minuten-Einheit, konnten wir uns langsam herantasten.
Vor allem gut getan hat, in vielen, langen Meditationen aus der Distanz mein Leben zu reflektieren. Allein aus diesem Grund würde ich jedem alle 1-2 Jahre eine solche Erfahrung empfehlen (soweit es machbar ist).
Sollte mir das Corona-Virus nicht im Weg stehen, werde ich auch diesen Oktober in Goa verbringen, um dort ein 300-Stunden YTT zu absolvieren.
…und zum Abschluss gibt es noch ein paar visuelle Eindrücke: