Dein Atem – Der Schlüssel zum inneren Gleichgewicht
Hast Du Dich schon mal gefragt, warum im Yoga so viel Wert auf den Atem gelegt wird? Nach diesem Beitrag wirst du’s vielleicht ein bisschen besser verstehen:
Oft schenken wir unserem Atem kaum Beachtung: Es ist doch kein Wunder, denn wir müssen uns nicht bewusst daran Erinnern. Es läuft ganz automatisch ab, ohne dass wir ihm große Beachtung schenken. Auf das Atmen werden wir also kaum vergessen… aber auf das bewusste Atmen vergisst man leider sehr schnell.
Doch beim Yoga steht die Atmung im Mittelpunkt. Und das hat einen guten Grund: Richtiges Atmen bringt nicht nur Deinen Körper in Balance, sondern beruhigt auch Deine Seele.
Atemübungen, im Yoga auch als Pranayama bekannt, sind spezielle Techniken, um den Atem zu kontrollieren und bewusst zu steuern. Das hat nicht nur Einfluss auf die Atmung selbst, sondern auch auf das Wohlbefinden. Ein ruhiger, kontrollierter Atem signalisiert dem, Körper, dass er entspannen kann. Das Nervensystem beruhigt sich, indem der Parasympatikus aktiviert wird. Der Parasympatikus wird als Ruhe,- oder Erholungsnerv bezeichnet und ist ganz simpel gesagt das Gegenteil von Fight-or-Flight.
Schnelles, flaches Atmen signalisiert dem Körper, er unter Stress stehst. Langsames, tiefes Atmen hingegen sendet ein Zeichen von Ruhe. Es ist, als würdest du deinem Körper sagen: „Alles ist gut.“ Und diese Botschaft kommt an. Der Herzschlag wird langsamer, die Muskeln entspannen sich, und Dein Geist wird klarer.
Eine tiefe und bewusste Atmung fördert die Durchblutung, versorgt die Muskeln besser mit Sauerstoff und verbessert die Haltung, denn ohne einer aufrechten Position ist es schwierig, wirklich tief ein- und auszuatmen. Gerade im Yoga hilft das Atmen, die einzelnen Übungen intensiver wahrzunehmen und präziser auszuführen. Die Atmung ist dabei wie ein Taktgeber, der durch die Bewegungen führt.
Aber nicht nur der Körper profitiert von der bewussten Atmung: Durch den Stressabbau kommt auch das Bewusstsein in einen Entspannungsmodus, auch die Gedanken kommen zur Ruhe. Das halte ich für ebenso wichtig, denn zwischendurch mal abschalten zu dürfen, tut wirklich gut. Vielleicht kann man sich deswegen nach einer Yoga-Einheit, oder dem Ausführen von Atemübungen so viel besser konzentrieren: Das Gehirn bekommt einen Reboot.
Zusammenfassend lässt sich hier also sagen, dass Atemübungen, die sogenannten Pranayama-Techniken, sind mehr als nur tiefes Ein- und Ausatmen. Sie schaffen eine Verbindung zwischen Körper und Geist. Das kontrollierte Lenken des Atems hilft, Stress abzubauen, den Kopf zu klären und die Energie im Körper zu harmonisieren.
Genau das ist der Grund, warum im Yoga so viel Wert darauf gelegt wird, den Atem bewusst wahrzunehmen und zu lenken. Je länger ich Yoga betriebe, umso leichter fällt es mir tatächlich, für eine Stunde mal abzuschalten. Selbst beim Unterrichten geht es mir mittlerweile so. Sobald ich auf der Matte sitze und beginne, dreht sich die Welt für einen Moment lang (zumindest für mich) nicht weiter.
Ich habe außerdem gelernt, schwierige Situationen viel besser zu meistern. Vor ein paar Jahren hätte ich niemals so ruhig bleiben können, wenn es wirklich darauf anommen, so wie ich es mittlerweile schaffe. Es passiert nicht mehr sehr oft, dass ich aus der Haut fahre – natürlich passiert es noch – aber dazu muss jemand wirklich die richtigen Trigger bei mir treffen.
Es ist faszinierend, wie etwas so Simples wie der Atem so tiefgreifende Veränderungen bewirken kann. Auch TeilnehmerInnen habe ich diese Beobachtung bei sich selbst machen können. Um diese Fähigkeit zu erlernen, muss Yoga jedoch eine Weile praktiziert werden.
Vielleicht denkst du jetzt, dass das alles kompliziert, oder esoterisch klingt. Aber keine Sorge: Atemübungen sind für jeden von uns geeignet. …und es steckt keine Esoterik dahinter, sondern reine Physiologie. Du brauchst keine Vorkenntnisse, keine besonderen Fähigkeiten. Alles, was du mitbringen musst, ist die Bereitschaft, dir ein paar Momente für dich selbst zu nehmen. Egal, ob Du Anfängerin bist oder schon Erfahrung mit Yoga hast – bewusstes Atmen ist für jeden machbar und bringt tatsächlich spürbare Ergebnisse.
Probiere es einfach mal selbst aus: Trage dazu bequeme Kleidung. Meide Hosen, die im wahrsten Sinne des Wortes die Luft abschnüren. Setze dich aufrecht hin, oder steh gerade. Gerne kannst du eine Hand auf den Bauch, die andere auf das Brustbein legen. Dann atmest du tief durch die Nase in den ganzen Rumpf ein- und aus. Du führst daher eine Bauchatmung aus. Eventuell kannst du auch für frische Luft sorgen. Nimm‘ dir ein paar Minuten Zeit für diese bewusste Atmung!
Wenn du jetzt gemerkt hast, wie gut das tut, dann bist du bestimmt bereit für ein paar ganz leichte Pranayama-Techniken. Mehr dazu aber das nächste Mal.