Das war’s dann wohl, Social Media -Teil 2
In meinem letzten Beitrag habe ich davon berichtet, wie es für mich gewesen ist, mit Social Media Schluss zu machen. Seitdem ist ziemlich genau ein Monat vergangen.
Ich muss zugeben, als ich den letzten Beitrag veröffentlicht hatte, hatte ich leichte Zweifel, ob ich wirklich so ehrlich und unverblümt sein soll. Im Endeffekt war ich dann froh darüber, denn danach sind mir nach und nach noch einige Effekte aufgefallen, die der Verzicht auf die sozialen Netzwerke mit sich bringt. Darüber zu schreiben hatte einen leichten, theapeutischen Effekt für mich, der auf den weiteren Verzicht mit eingeflossen ist, denn zugegebenermaßen: Insgeheim ist es für mich ja immer ein bisschen therapeutisch, oder ein Art Reflexionsprozess für mich, Blogposts zu schreiben. Also – los gehts:
„FOMO“
– „Fear of missing out”, auf Deutsch: Die Angst, etwas zu verpassen.
Ich habe inzwischen ein wenig weiter in der Materie gestöbert und bin dabei auf diesen Begriff gestoßen. So schlimm war diese Angst bei mir zwar nicht, trotzdem hatte ich Gedanken in diese Richtung. Denn zu bestimmten Themen oder Personen gibt es kaum so gute Kanäle wie etwa Instagram. Vor allem analog. Wie bekomme ich jetzt zum Beispiel mit, dass Sophie Passmann ein neues Buch herausbringt, wenn ich ihre Storys und Reels nicht sehe? Mein Lösungsansatz dazu: Ich überlebe es auch ohne diesen Informationen. Wenn sie wichtig sind, finden sie hoffentlich den Weg zu mir.
Ich kenne Langeweile wieder.
Damit meine ich nicht, 15 Minuten auf einen Zug warten zu müssen, ohne in mein Telefon zu glotzen. Diese Zeit werte ich wie bereits beschrieben eher als mentale Erholungszeit.
Ich meine damit so richtige Langeweile, wie sie es sonst nur Kinder kennen, die dank dieser Langeweile kreativ werden. Als Erwachsene (…oder so) nutze ich diese Zeit dann absolut produktiv. Gut – so oft passiert das zwar nicht – doch früher hätte ich dann einfach nur gescrollt, anstatt was aus der Zeit zu machen. Ohne Instagram kann ich mich nicht mehr von meiner Langeweile ablenken.
Vom Schlafen gehen habe ich mich auch sehr gerne mit dem Scrollen abgelenkt.
Bis ich dieses Verhalten durchschaut habe, hat es ein bisschen länger gedauert. Unzählige Male ist es passiert: Ich hätte mich eigentlich nurmehr fertig machen müssen zum Schlafengehen. Aber stattdessen habe ich begonnen zu scrollen. Meine Müdigkeit habe ich dann jedes Mal übertaucht, und irgendein neues Projekt begonnen. Das waren dann immer unglaublich relevante Dinge, die natürlich nicht auf einen anderen Moment hätten warten können. Ausmisten zum Beispiel.
Abschließend nun die für mich mit Abstand schlimmste Erkenntnis:
In den letzten Wochen war ich mir nicht sicher, ob mein Training zuletzt tatsächlich so unglaublich effektiv, und meine Ernährung plötzlich so extrem gut ist, dass sich mein Körper so sehr verändert hat. Dann ist mir bewusst geworden, dass ich meinen Körper anders wahrnehme, weil ich nicht mehr jeden Tag absolut außergewöhnlich fitte Menschen auf Instagram sehe. Für diese Veränderung in meiner Wahrnehmung hat es ganze 2 Monate ohne Social Media gebraucht.
Mein Fazit nach nun gut 3 Monaten ohne Social Media:
Weil meine Aufmerksamkeit nun auf dieses Thema gelenkt ist, und ich immer wieder mal dazu nachlese, fällt mir auch immer öfters auf: Ich bin nicht allein damit. Und das ist doch ein richtig guter Trend. Ich hoffe, dass es dabei bleibt, und die Kompetenz mit sozialen Netzwerken allgemein höher wird. Die Veränderungen, die ich bei mir persönlich bemerke sind enorm, das Abgewöhnen bleibt jedoch ein langer Prozess. Knapp 10 Jahre mit Instagram brauchen mehr, als nur ein paar Wochen, um Gewohnheiten um den ganzen Alltag herum zu verändern. Für mich steht jedenfalls fest – auch wenn nach wie vor mal schwierig wird, nicht einfach zum Telefon zu greifen – ich bleibe dabei.